Julia Marx: Künstlerisches Planungs- und Produktionsbüro

Federgeschichten

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Federgeschichten: Baum, Illustration für ein Kinderbuch Es war einmal...

... ein Baum. Der stand in einem Garten. Seine Wurzeln reichten tief in die Erde. Seine Rinde war dick und mit Moos bewachsen. Seine Äste ragten hoch in den Himmel. Er war ein alter Baum und hatte schon viel erlebt. Viele Vogelfamilien bauten in seinen Zweigen ihre Nester. Viele Käfer waren in den Rillen seiner Rinde zu Hause. Zwischen seinen Wurzeln wohnten Maulwurffamilien, Mäusekinder und Blumenknollen.
Auch die Kinder liebten den Baum: Im Frühling steckten sie sich seine rosa Blüten ins Haar Im Sommer bauten sie ein Baumhaus in seinen Ästen Im Herbst sammelten sie seine bunten Blätter Im Winter schüttelten sie Schnee aus seinen Zweigen Es war ein glücklicher Baum.

Doch an manchen Wintertagen wurde er nachdenklich. Er sah seinen Freunden, den Raben, zu. Auf ihren langen Flügen machten sie Rast auf seinen Zweigen. Ihr Federkleid fühlte sich so weich und warm an. Er aber war kahl und nackt... Der Baum seufzte. „Du hast es gut“, sagte der Baum zu einem seiner Freunde, „du hast deine warmen Federn, die dich vor der Kälte schützen. Ich muss hier stehen und geduldig warten, bis die Sonne meine Blätter wieder weckt.“ „Krah, krah“, rief der Rabe verwundert, „ist dir kalt?“ „Und wie!“, rief der Baum - und ein Schütteln ging durch seine Äste. Da überlegte der Rabe nicht lange. Er zupfte mit seinem großen, schwarzen Schnabel eine lange Feder aus seinem Kleid. Die schenkte er dem Baum. Der Baum lächelte und plötzlich war ihm gar nicht mehr so kalt.

(Text: Monika Specht-Tomann)